Stadtteil Ober-Rosbach
Die ältesten Siedlungsspuren in der Ober-Rosbacher Gemarkung reichen bis in die Jungsteinzeit zurück. Mit der Ankunft der Römer in der Region (um 75 n. Chr.) und dem Bau der römischen Reichsgrenze, des Limes, im Taunus (um 90/100 n. Chr.) wird die Gemarkung Teil der römischen Provinz Obergermanien (Germania Superior) mit der Hauptstadt Mainz (Mogontiacum). Um 135 n. Chr. errichtete die römische Armee das Kastell Kapersburg im heutigen Ober-Rosbacher Wald, jetzt eines der am besten erhaltenen Limeskastelle in Deutschland. Das 1,6 ha große Militärlager bildet seit 2005 einen Bestandteil des Welterbes „Obergermanisch-Rätischer Limes“ der UNESCO.
Mit dem Abzug der Römer aus der Region um 260/270 n. Chr. werden Hinweise auf die Besiedlung der Ober-Rosbacher Gemarkung selten. Eine Schenkung Kaiser Karls III. (839-888) im Jahr 884 an das Kloster Fulda nennt erstmalig einen „Rosbach genannten Ort“, der damals also schon bestanden haben muss.
Im Mittelalter teilten sich mehrere Herrschaften die Ober-Rosbacher Gemarkung. Ein erster Kirchenbau wird zu Beginn des 14. Jahrhunderts erwähnt, ein Gericht 1326 und 1395 der Weinanbau. 1384 erhielt Ober-Rosbach eine Stadtmauer mit zwei Toren und Türmen. Diese bot allerdings keinen Schutz gegen die Reichsacht, die Kaiser Friedrich III. (1415-1493) 1443 über den Ort verhängte. Die Auswirkungen dieser Maßnahme sind jedoch nicht bekannt.
Um 1500 war der Ort, der dem Landgrafen von Hessen-Darmstadt, dem Kurfürsten und Erzbischof von Trier und dem Grafen von Nassau gehörte, Etappenstation der hessischen Geleitreiter zwischen der Messestadt Frankfurt und Butzbach. Sie sicherten u. a. die alte Wein- bzw. Wagenstraße, die über den Marktplatz von Ober-Rosbach führte.
Im Jahr 1533 führte der aus Friedberg kommende Pfarrer Wolfgang Haber die Reformation in Ober-Rosbach ein. 1594/95 finden in dem protestantischen Ort Prozesse gegen insgesamt zwölf Frauen statt, die der Hexerei angeklagt werden. Der 30-jährige Krieg (1618-1648) hinterließ auch in Ober-Rosbach schwere Verwüstungen: Plünderungen durch kaiserliche Truppen (1634) und die Pest (1635) führten dazu, dass 1648 in Ober-Rosbach nur noch 30 von zuvor 130 Familien lebten.
Während des Krieges verkaufte die Grafschaft Nassau ihren Besitz in der Gemarkung an den Landgrafen von Hessen-Darmstadt. 1661 erwarb Hessen durch Tausch auch den dritten Teil Ober-Rosbachs. So konnte Ober-Rosbach mit großen finanziellen Anstrengungen im Jahr 1663 vom Landgrafen für 5.000 Reichstaler die Stadtrechte erwerben. Darin war auch das Recht enthalten, jährlich zwei Märkte abhalten zu dürfen. Mit der wachsenden Bedeutung des Handels, insbesondere mit Vieh, Saatgut und Stoffen, wurden in den folgenden Jahren jüdische Familien in Ober-Rosbach sesshaft.
Durch die Stadtrechte und den dadurch bedingten wirtschaftlichen Aufschwung nahm die Bevölkerung stark zu. Damit war die Bebauung der „Vorstadt" außerhalb der Stadtmauer erforderlich. Für den Obstanbau bedeutend erwies sich die Anlage des ersten Kirschgartens am „Pfingstborn“ im Jahr 1776. Die Revolutionskriege brachten am Ende des 18. Jahrhunderts schwere Belastungen für die Bevölkerung. Napoleons Soldaten marschierten durch Rosbach und einige Rosbacher Bürger mussten in der Folge mit der französischen Armee nach Spanien und Russland ziehen. Die Bevölkerung litt unter Einquartierungen und eingeschleppten Seuchen.
Ab 1820 demontierte man die Wehranlagen. Die Stadt verlor ihre selbständige Gerichtsbarkeit, deren Symbole Schwurhand, Rad und Schwert heute noch am Alten Rathaus zu sehen sind. Von 1848 bis 1925 prägte der Manganerzbergbau maßgeblich die Entwicklung Ober-Rosbachs. Um 1900 betrieb die „Eisen- und Manganerz-Gewerkschaft Ober-Rosbach“ die zweitgrößte Manganerzgrube Deutschlands. Diesem technischen Fortschritt folgten ein Anwachsen der Bevölkerungszahlen sowie der Ausbau der Infrastruktur: Bereits 1840 entstand die Landstraße zwischen Friedberg und Ober-Rosbach; 1901 folgte die Eröffnung der Eisenbahnlinie und die Installation von Petroleumlampen als Straßenbeleuchtung. 1912 teilte man die zuvor gemeinsame Gemarkung im Verhältnis 2/3 Ober- zu 1/3 Nieder Rosbach auf.
Beide Weltkriege forderten im 20. Jahrhundert auch in Ober-Rosbach eine Vielzahl von Opfern. Der in Ober-Rosbach aufgewachsene Reformpädagoge Adolf Reichwein, Sohn des ehemaligen Dorfschullehrers Karl Reichwein, wurde im Oktober 1944 nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler als Mitglied des Widerstandes hingerichtet. An ihn erinnert heute eine Gedenktafel am Marktplatz.
Nach Ende des 2. Weltkrieges nahm Ober-Rosbach rund 600 Vertriebene aus den zuvor deutschen Ostgebieten auf. Sie trugen maßgeblich zur Entwicklung und dem Aufschwung der Stadt nach 1945 bei. Am 31.12.2021 lebten in Ober-Rosbach 5.830 Einwohner.
Mit dem Abzug der Römer aus der Region um 260/270 n. Chr. werden Hinweise auf die Besiedlung der Ober-Rosbacher Gemarkung selten. Eine Schenkung Kaiser Karls III. (839-888) im Jahr 884 an das Kloster Fulda nennt erstmalig einen „Rosbach genannten Ort“, der damals also schon bestanden haben muss.
Im Mittelalter teilten sich mehrere Herrschaften die Ober-Rosbacher Gemarkung. Ein erster Kirchenbau wird zu Beginn des 14. Jahrhunderts erwähnt, ein Gericht 1326 und 1395 der Weinanbau. 1384 erhielt Ober-Rosbach eine Stadtmauer mit zwei Toren und Türmen. Diese bot allerdings keinen Schutz gegen die Reichsacht, die Kaiser Friedrich III. (1415-1493) 1443 über den Ort verhängte. Die Auswirkungen dieser Maßnahme sind jedoch nicht bekannt.
Um 1500 war der Ort, der dem Landgrafen von Hessen-Darmstadt, dem Kurfürsten und Erzbischof von Trier und dem Grafen von Nassau gehörte, Etappenstation der hessischen Geleitreiter zwischen der Messestadt Frankfurt und Butzbach. Sie sicherten u. a. die alte Wein- bzw. Wagenstraße, die über den Marktplatz von Ober-Rosbach führte.
Im Jahr 1533 führte der aus Friedberg kommende Pfarrer Wolfgang Haber die Reformation in Ober-Rosbach ein. 1594/95 finden in dem protestantischen Ort Prozesse gegen insgesamt zwölf Frauen statt, die der Hexerei angeklagt werden. Der 30-jährige Krieg (1618-1648) hinterließ auch in Ober-Rosbach schwere Verwüstungen: Plünderungen durch kaiserliche Truppen (1634) und die Pest (1635) führten dazu, dass 1648 in Ober-Rosbach nur noch 30 von zuvor 130 Familien lebten.
Während des Krieges verkaufte die Grafschaft Nassau ihren Besitz in der Gemarkung an den Landgrafen von Hessen-Darmstadt. 1661 erwarb Hessen durch Tausch auch den dritten Teil Ober-Rosbachs. So konnte Ober-Rosbach mit großen finanziellen Anstrengungen im Jahr 1663 vom Landgrafen für 5.000 Reichstaler die Stadtrechte erwerben. Darin war auch das Recht enthalten, jährlich zwei Märkte abhalten zu dürfen. Mit der wachsenden Bedeutung des Handels, insbesondere mit Vieh, Saatgut und Stoffen, wurden in den folgenden Jahren jüdische Familien in Ober-Rosbach sesshaft.
Durch die Stadtrechte und den dadurch bedingten wirtschaftlichen Aufschwung nahm die Bevölkerung stark zu. Damit war die Bebauung der „Vorstadt" außerhalb der Stadtmauer erforderlich. Für den Obstanbau bedeutend erwies sich die Anlage des ersten Kirschgartens am „Pfingstborn“ im Jahr 1776. Die Revolutionskriege brachten am Ende des 18. Jahrhunderts schwere Belastungen für die Bevölkerung. Napoleons Soldaten marschierten durch Rosbach und einige Rosbacher Bürger mussten in der Folge mit der französischen Armee nach Spanien und Russland ziehen. Die Bevölkerung litt unter Einquartierungen und eingeschleppten Seuchen.
Ab 1820 demontierte man die Wehranlagen. Die Stadt verlor ihre selbständige Gerichtsbarkeit, deren Symbole Schwurhand, Rad und Schwert heute noch am Alten Rathaus zu sehen sind. Von 1848 bis 1925 prägte der Manganerzbergbau maßgeblich die Entwicklung Ober-Rosbachs. Um 1900 betrieb die „Eisen- und Manganerz-Gewerkschaft Ober-Rosbach“ die zweitgrößte Manganerzgrube Deutschlands. Diesem technischen Fortschritt folgten ein Anwachsen der Bevölkerungszahlen sowie der Ausbau der Infrastruktur: Bereits 1840 entstand die Landstraße zwischen Friedberg und Ober-Rosbach; 1901 folgte die Eröffnung der Eisenbahnlinie und die Installation von Petroleumlampen als Straßenbeleuchtung. 1912 teilte man die zuvor gemeinsame Gemarkung im Verhältnis 2/3 Ober- zu 1/3 Nieder Rosbach auf.
Beide Weltkriege forderten im 20. Jahrhundert auch in Ober-Rosbach eine Vielzahl von Opfern. Der in Ober-Rosbach aufgewachsene Reformpädagoge Adolf Reichwein, Sohn des ehemaligen Dorfschullehrers Karl Reichwein, wurde im Oktober 1944 nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler als Mitglied des Widerstandes hingerichtet. An ihn erinnert heute eine Gedenktafel am Marktplatz.
Nach Ende des 2. Weltkrieges nahm Ober-Rosbach rund 600 Vertriebene aus den zuvor deutschen Ostgebieten auf. Sie trugen maßgeblich zur Entwicklung und dem Aufschwung der Stadt nach 1945 bei. Am 31.12.2021 lebten in Ober-Rosbach 5.830 Einwohner.
Jüdisches Leben in Ober-Rosbach
Zur Geschichte der jüdischen Bewohner Ober-Rosbachs
Die Geschichte der jüdischen Mitbürger Ober-Rosbachs ist dargestellt bei Stephan Roscher: Ober-Rosbach, Nieder-Rosbach und Rodheim v.d.H. 1933-1945. Darauf sowie auf eigenen Forschungen des HGV beruht die nachfolgende Schilderung.
Quellen belegen, dass bereits im 17. Jahrhundert, spätestens nach dem Erwerb der Stadtrechte 1663, jüdische Einwohner nach Ober-Rosbach kamen, da die Stadt- und insbes. die Marktrechte mit Handel verbunden waren. Sesshaft werden die jüdischen Händler seit dem Ende des 18. Jhdts. Herz Haas betreibt zu Ober-Rosbach seit 1813 einen Handel mit Landprodukten, Mehl, Wolle und Spezereiwaren unter der Firma „Herz Haas“. Die Juden Ober-Rosbachs im 18. und 19. Jhdt. standen als privilegierte „Schutzjuden“ unter dem Schutz des Landesherrn, mussten dafür allerdings auch eine besondere Schutzsteuer an diesen entrichten. Ihnen war am Anfang der Erwerb von Land, der Ackerbau und die Ausübung von Zunfthandwerken verboten, also blieb ihnen im Wesentlichen nur der Klein- und Geldhandel. Lt. Schreiben des Bürgermeister Backes von 1829 gehörten die hiesigen Juden zu Rodheim. Man möge sich wegen des Einzugs der Schutzsteuer bitte dorthin wenden. Dem Gesuch wurde nicht stattgegeben. Immerhin ist anzunehmen, dass die Rosbacher Juden am Beginn des 19. Jhdt. auf dem Friedhof der jüdischen Gemeinde Rodheim in Burgholzhausen (1938 zerstört) bestattet wurden.
Die Entwicklung der jüdischen Einwohnerschaft im 19. Jhdt. war, sowohl was die Anzahl wie den wirtschaftlichen Erfolg betrifft, eine "Erfolgsstory“.
1814 2 Familien (Haas und Hammel) mit 14 Personen
1863 4 Familien (Grünewald und Bing war dazugekommen) mit 25 Personen
1880 3 Familien mit 35 Personen
Danach reduziert sich die Anzahl wieder (1905 18 Personen; 1933 9 Personen), die Familie Haas war ausgestorben, die Familien Bing und Grünewald nach Friedberg verzogen.
Wirtschaftlich haben insbes. die Familien Haas und Hammel schnell Fuß gefasst und ein prosperie-rendes Gewerbe eröffnet. Fam. Hammel entwickelt sich zu einer der wohlhabendsten Rosbacher Familien, sie betrieb eine Metzgerei und war daneben tätig im Handel mit Landprodukten und Düngemitteln, später auch als bedeutende Geldverleiher. Fam. Haas, die sich auf den Frucht- und Mehl- sowie Stoffhandel verlegte, zählt in den Steuerlisten aus der Mitte des 19. Jhdts. zu den 4 reichsten Familien Ober-Rosbachs. Fam. Bing, Ende des 18. Jhdts. aus Münzenberg zugezogen, unterhielt in Ober-Rosbach eine überregional bedeutende Stoffhandlung. Ephraim Bing war außer-dem Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Rodheim, wo auch seine Gattin Bettchen bestattet wurde. Nach einem Streit mit den Bürgern Rosbachs verließ die Familie 1860 die Stadt und ließ sich in Friedberg nieder. Zu erwähnen ist noch die Fam. Strauss, erst spät aus Frankfurt zugezogen, übernahm sie die Metzgerei der Familie Hammel mit Kolonialwaren unterschiedlichster Art. Die vier Familien repräsentieren die jüdische Einwohnerschaft Ober-Rosbachs als wirtschaftlich erfolgrei-che, in die Gemeinde gut integrierte Mitbürger, die ihren festen Platz in der kleinen Stadtgemein-schaft hatte. Drei Hammel-Söhne waren Gründungsmitglieder des TGO 1862, die Hammels standen auch Pate bei der Gründung des OGV 1899. Samuel Grünewald war 1888 Gründungsmitglied der freiwilligen Feuerwehr. Markus Strauss, ein leidenschaftlicher Motorrad-Fahrer, trug beim Umzug des MSC 1933 (!) die Vereinsfahne. Der Vizefeldwebel Sally Hammel fiel 1916 in Givenchy/Nord-Frankreich. Sein Name ist auf der 1925 errichteten Gefallenenehrenhalle auf dem Friedhof verewigt.
Zum jüdischen Friedhof
Der jüdische Friedhof am Waldrand (heute: Taunusstrasse) wurde zu Beginn der 1860er Jahre er-öffnet und ist etwa bis 1910 genutzt worden. Die Parzellenkarte Ober- und Nieder-Rosbach (1864) zeigt eine „Israelitische Begräbnisstätte“ etwa auf dem heutigen Gelände. Das Grundbuch von Ober-Rosbach Bd 6 Flur XV Nr. 420 (alt: Flur XXI Nr. 559) verzeichnet als Eigentümer „Die Judenge-meinde“ mit dem Zusatz: Besitzurkunde 1910 Februar 1 „Feldbereinigung“. Die angegebene Besit-zurkunde ist nicht auffindbar.
Gemäß den Eintragungen im Standesamtsregister wurden hier
der am 29.6.1864 verstorbene Herz Haas im Alter von 79 Jahren
die am 19.6.1872 verstorbene Jakubeth Grünewald im Alter von 36 Jahren
die am 27.7.1873 verstorbene Karoline Hammel im Alter von 5 Monaten
sowie der am 20.8.1875 verstorbene Sigmund Grünewald im Alter von 6 Monaten
bestattet. Belegt ist ebenfalls die Grabstätte von Samuel Grünewald, der am 9.11.1893 im Alter von 62 Jahren verstarb.
Das Gelände des jüdischen Friedhofs musste 1940 auf Druck des Kreisamts zu Schleuderpreis (0,84 RM/qm) veräußert werden, nachdem man sich vergewissert hatte, dass „in den letzten 30 Jahren kein Begräbnis hier stattgefunden hat … und Grabsteine auf diesem Platz nicht vorhanden sind.“ (Brief Bürgermeister R. vom 24. November 1937).
Heute gehört das Gelände dem Landesverband der jüdischen Gemeinden in Hessen. Es wurde als Kultstätte hergerichtet. Am 8. Mai 2023 wurde durch die Stadt Rosbach v.d.H. ein Gedenkstein ein-geweiht, der an die 300jährige Geschichte jüdischen Lebens und an die hier Bestatteten erinnert. Der Gedenkstein enthält einen Klageruf des Volkes Israel (nach Jesaja) aus der Zeit, als es aus sei-ner Heimat vertrieben wurde und ins babylonische Exil fliehen mußte „Ach, der Herr hat mich in Stich gelassen, er hat mich längst vergessen.“ sowie die Antwort Gottes: „Ich vergesse dich nie-mals! Unauslöschlich habe ich deinen Namen auf meine Handflächen geschrieben.“
Die Vertreibung der Juden aus Ober-Rosbach
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten beginnen die Repressionen gegen die jüdischen Einwohner. Es müssen Judenlisten geführt und eingereicht werden, die Freizügigkeit von Juden wird eingeschränkt. 1936 maßregelt der Ober-Rosbacher Ortsgruppenleiter R., der spätere Bür-germeister, einen städtischen Bediensteten, dessen Tochter beim Juden Markus Strauss einge-kauft haben soll. 1936 beginnt auch der Druck auf die jüdischen Einwohner auszuwandern. Teilwei-se wöchentlich fragt der Kreis nach, wie der Stand der Dinge sei.
18. August 1936 Markus Strauss nach Uruguay abgemeldet
04. Oktober 1937 Gustav Hammel, Berta Hammel, Ellen Edith Hammel nach Argentinien
04. Oktober 1937 Markus Hammel (Jg.1853) nach Frankfurt/Main
15. Februar 1938 Berta Hammel geb. Maier, Jettchen Strauss, geb. Hammel, und Hella Strauss nach Uruguay
Am 27. Mai 1938 kann der stolze Bürgermeister R. dem Kreisamt mitteilen: „Ober-Rosbach jetzt vollständig frei von Juden.“
Erwähnt sollte werden, dass es in Ober-Rosbach auch in der Nazi-Zeit zu keinen Ausschreitungen gegen Juden kam. Im Gegenteil scheinen die Ober-Rosbacher ihre zum Teil erheblichen Schulden bei den ausreisewilligen Händlern freiwillig (denn Zwangsmittel standen diesen wohl kaum mehr zur Verfügung) beglichen zu haben. Zur Zeit der sog. Reichskristallnacht waren die Juden Ober-Rosbachs bereits ausgewandert. Man hat sich an dem bedeutenden jüdischen Grundbesitz berei-chert, den die Auswanderungswilligen weit unter Marktwert verkaufen mussten. Insgesamt gingen bis 1940 15.590 Quadratmeter jüdischen Grundbesitzes zu Preisen zwischen 1 RM und 10 Pfennig je qm in „arischen“ Besitz über. 18 Ortsbürger ergriffen die günstige Gelegenheit.
Die jüdischen Familien in der Shoa
Fam. Grünewald, 1925 nach Friedberg verzogen, übersiedelte 1939 nach Frankfurt, vielleicht weil sie hofften, in der größeren Stadt unbehelligt zu bleiben. Die Hoffnung trügte, Oktober und No-vember 1941 wurden sie von den Deportationen erfasst. Isidor Grünewald, geb. 1876 in Ober-Rosbach, wurde am 25.11.1941 in Kaunas/Litauen ermordet, nach Lodz/Polen deportiert, Hermann Grünewald, geb. 1878 in Ober-Rosbach, am 26.02.1942 in Lidice/Polen. Seine Frau Malchen, geb. 1890 in Büdesheim, wurde ebenfalls in Lidice umgebracht. Mathilde Grünewald, geb. 1882 in Ober-Rosbach, wurde aus Giessen nach Theresienstadt deportiert und dort am 14.09.1944 ermordet. Ernst Grünewald, geb. 1914 in Ober-Rosbach, wurde am 30.09.1944 in Treblinka umgebracht.
Der greise Markus Hammel, 1937 nach Frankfurt übersiedelt, ist dort 1941 verstorben. Aber jünge-re Familienangehörige, die ebenfalls nach Frankfurt umgezogen waren, wurden 1942 deportiert. Julius Hammel, geb. 1874 in Ober-Rosbach, wurde am 27.02.1943 in Theresienstadt ermordet, Ida Hammel, geb. 1875 in Ober-Rosbach, 1942 in Treblinka, Karl Hammel, geb 1884 in Ober-Rosbach, 1942 in Lublin.
Die Kontakte der jüngeren Familie Hammel und der Fam. Strauss nach Rosbach haben die Nazi-Zeit überdauert. 1948 schreibt Gustav Hammel aus Buenos Aires freundschaftlich an seine Rosbacher Nachbarn und Freunde und übersendet Bohnenkaffee (!). Er berichtet, dass es ihnen und der Fa-milie Strauss in Argentinien sehr gut gehe, auch sie unterhielten noch gute Kontakte nach Rosbach.
Weiterführende Hinweise und Informationen gerne auf Anfrage.